n e s m r a H - r e l l ü M a h c s a S – M a S : V N Z / s o t o F Blickpunkt Standpunkt G A B D : o t o F Der Anfang einer Revolution Jan Schilling, DB Regio AG, Vorstand Marketing Wir haben es auf der ZUKUNFT NAH- VERKEHR oft gehört und es stimmt: Das Deutschland-Ticket ist der Anfang einer Re- volution. Die Fahrgast- und Abozahlen spre- chen eine deutliche Sprache, das Deutsch- land-Ticket leistet einen spürbaren Beitrag zum Modal-Shift, es ist ein gemeinsamer Erfolg des Bundes, der Länder und der Bran- che. Damit will ich die Herausforderungen nicht kleinreden. Für die Branche sind das die Einnahme- und Kostenrisiken, für Bund und Länder die knappen Haushaltsmittel. Wenn aber allen klar ist, dass das Angebot wirkt und es den Weg in eine neue Zeit er- öffnet, dann müssen pragmatische Lösun- gen möglich sein, die schnell funktionieren, die Verunsicherungen bei den Fahrgästen vorbeugen und der Branche Sicherheit und Planbarkeit verschaffen. Wären Verkehrsunternehmen und Aufga- benträger trotz steigender Nachfrage zu Einsparungen beim Verkehrsangebot ge- zwungen, hätte das Deutschland-Ticket seinen Sinn verfehlt. Sinn ergibt nur das Gegenteil, nämlich beim Leistungsangebot nachzulegen. Ich bin überzeugt, dass dabei in integrierten Konzepten eine unglaubliche Kraft liegt. Was ich mir jetzt wünsche, ist eine Hands-on-Mentalität auf allen Seiten, verbunden mit dem Mut und Zutrauen, dass wir als Branche in die Lage versetzt werden, die in uns gesetzten Erwartungen zu erfül- len. Gemeinsam haben wir Corona über- standen und das 9-Euro-Ticket gewuppt. Jetzt steht das Deutschland-Ticket für Auf- bruch. Haben wir Mut zur Zukunft! 2 Mobilität organisieren: Der Zugang zählt Was nutzt das beste Produkt, wenn die Zugangsschwelle hoch ist? „Zugang ist Voraussetzung, überhaupt erfolgreich zu sein“, sagt Zukunftsforscher Stefan Carsten. Ganz gleich, ob Mobilitätsbudget, kontakt- loses Zahlen beim Einkauf oder Check-in/Be- out im ÖPNV: „Wenn wir nicht verstehen, wie wir Zugang zu Mobilität organisieren, wer- den wir auch die Zukunft nicht verstehen“, ist sich Carsten sicher. Ob er die Branche auf dem richtigen Weg sieht, lässt er zwar offen, findet auf der ZUKUNFT NAHVERKEHR aber ermutigende Hinweise. „Deshalb steht hier auch überall das Wort Mobilityhub. Diese physischen Anknüpfungspunkte sind nötig, um die Menschen mit dem zu konfron- tieren, was möglich ist. Dafür müssen wir aber Räume schaffen, die in ihrem Alltagsle- ben vorkommen und für sie von Bedeutung sind. Dann entwickeln sich Raum und Mobi- lität, ganz gleich, ob in der Stadt oder auf dem Land, auch im Sinne der Bewohner weiter.“ „Die Branche braucht ein neues Mindset“ Sechs Köpfe, sechs Thesen, ein Manifest: Warum die Zeit für einen agilen ÖPNV reif ist. Christian Grotemeier, Professor für Mo- bilitätsmanagement an der Hochschule RheinMain, ist sich sicher: „Geld allein ge- nügt für die Mobilitätswende nicht. Wir brauchen auch ein neues Mindset.“ Allein ist er mit dieser Meinung nicht, weder auf der ZUKUNFT NAHVERKEHR, noch in der Branche. Er ist einer von sechs Autor:in- nen, die in ihrem gemeinsam formulierten Manifest für einen agilen ÖPNV erläutern, warum die Branche im Kopf umparken muss. Mit im Boot sind Johann von Awey- den, Geschäftsführer des Deutschland-Ta- rifverbunds, Dr. Sophia von Berg, Mitgrün- derin von Women in Mobility, Viktoria von Brandenburg Geschäftsführerin DID – Die Informationsdesigner, Katja Nowak-Müller, Stabsstellenleiterin Strategie Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, und Dr. Britta Oehlrich, Bereichsleiterin Innovation und Wandel der Hamburger Hochbahn. „Für uns ist eine mutige, kreative und empathi- sche Gestaltung des Nahverkehrs im Sinne der Fahrgäste und Mitarbeitenden vor allem eine Frage des Denkens und der Haltung“, fasst Grotemeier die Position des Sextetts zusammen. Sechs Thesen geben Aufschluss darüber, in welchen Feldern die Autor:innen den größten Handlungsbedarf sehen: Die Fahrgäste müssen immer im Zentrum ste- hen. Die Branche muss mehr miteinander, nicht gegeneinander arbeiten. Wettbewerb darf kein Selbstzweck sein. Die Branche soll weniger verwalten, dafür mehr probieren. Gesetze und Verordnungen sind veränder- bar. Politische Verbindlichkeit ist nötige Vo- raussetzung für die Verkehrswende. Was aber hält die Branche davon? Ist Kun- denorientierung wirklich der Goldstandard und Wettbewerb doch nicht immer das Maß der Dinge? Muss man sich von der Regulie- rung ausbremsen lassen, wenn sie besseren Lösungen im Weg steht? Fällt der Abschied von der automobilzentrierten Stadt tatsäch- lich nur schwer, weil politische Verbindlich- keit fehlt? Grotemeier begibt sich auf die Suche nach Antworten – und gerät auf der Dialogbühne an ein Publikum, das sich nicht nur gern an der Diskussion beteiligt, son- dern auch durchblicken lässt, wie groß die Veränderungsbereitschaft ist. „Wir haben viel Zuspruch und auch kritisches Feedback erfahren. Diese Kritik ist mir für die Weiter- entwicklung aber sehr wichtig“, resümiert Grotemeier. Überhaupt habe die ZUKUNFT NAHVERKEHR in der Berliner „Station“, ehemals ein Postbahnhof und heute ein Hot- spot für innovative Events, sehr viel Bewe- gung vermittelt. „Die Location und Organi- sation waren großartig und passen sehr gut zu den Ambitionen und zukünftigen Aufga- ben des Nahverkehrs.“